#KUNST#FOTOGRAFIE#AUSSTELLUNG

ENDLICH ESPRESSO! DAS CAFÉ ARABIA AM KOHLMARKT

´

​Das Jüdische Museum Wien bringt die in Vergessenheit geratene Geschichte des Café Arabia und seines Gründers Alfred Weiss (1890-1973) wieder ins Bewusstsein der Stadt zurück.

Italienische Espresso-Kultur vs. Kaffeesiedermetropole
Am 10. März 1951 eröffneten der Unternehmer Alfred Weiss und der Gastronom Alfred Peysar am Kohlmarkt 5, mitten in der Wiener Innenstadt, damals Internationale Zone, das Espresso Arabia mit einer beachtlichen Modenschau. Das Lokal war ein von Oswald Haerdtl geplantes Gesamtkunstwerk, das italienisches Flair ins devastierte und triste Nachkriegswien brachte. Es war nicht der erste Ort, an dem man in Wien einen Espresso trinken konnte, aber es war der erste, der auch in Funktionalität und Stil einer italienischen Bar nachempfunden wurde. Diese aufsehenerregende Neuerung wurde nicht von allen begrüßt. Die traditionellen Kaffeesieder sorgten sich über diesen neuen Trend und so mancher sah darin schon den Tod des Wiener Kaffeehauses.
 
Die Kaffeemarke Arabia und die Familie Weiss
„Arabia“ hieß bereits die Kaffee- und Teeimportfirma, die Weiss nach dem Ersten Weltkrieg übernahm und in der Zwischenkriegszeit zu einer erfolgreichen und beliebten Marke machte. Der bekannte Grafiker und Freund von Alfred Weiss, Joseph Binder (Meinl-Logo u.a.), entwarf für ihn eine der ersten Corporate Identities, mit markantem „A“.
1938 wurde der Betrieb „arisiert“, die Familie Weiss musste fliehen, die Töchter überlebten in England, Alfred und seine Frau Lucie nach Irrfahrten durch Europa in Rom. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten sie nach Wien zurück. Aus Italien brachten sie mit, was sie dort aufblühen sahen: die neue Technik der Espressokaffeezubereitung. Es gelang Weiss, seine Importfirma zurückzubekommen. Der Name Arabia wurde in den Nachkriegsjahrzehnten wieder zu einer der großen Kaffeemarken.
Mit der Gestaltung des Espresso-Cafés beauftragte Weiss den Architekten Oswald Haerdtl, der dieses als Gesamtkunstwerk realisierte. Er erwarb zudem das Palais Auersperg 1953 und machte es – ebenfalls nach Entwürfen Haerdtls – zur Firmenzentrale „Haus Arabia“ und zu einem lebendigen Veranstaltungszentrum. Dank seiner Tatkraft und Unerschrockenheit scheute er nicht, sich den Unzumutbarkeiten und Widersprüchen im Nachkriegsösterreich zu stellen. So verkehrte er mit den Spitzen der Innenpolitik der Zweiten Republik und arbeitete sowohl mit Haerdtl, der während des Krieges für die Nationalsozialisten tätig war, als auch mit dem Grafiker Heinrich Sussmann, der Auschwitz überlebt hatte. Sichtbares Zentrum seines Schaffens waren und blieben für viele Jahre das Café und die Marke Arabia.