UNWOUND
Underground-Popkultur erfassten, sprengte Unwound mit ihrem beißenden „Future of What“-Sound die Grenzen der kleinen, aber lebendigen Punk-Szene der 90er.Als eine der Flaggschiff-Bands des Labels Kill Rock Stars veröffentlichte die Gruppe während ihrer ersten zehn Jahre auch Musik auf Kult-Labels wie Gravity, Troubleman Unlimited und Matador. Berüchtigt für ihre unermüdlichen Tourneen, beendete Unwound ihr endloses Abenteuer am 1. April 2002 – nach einem turbulenten Jahr voller persönlicher und gesellschaftlicher Brüche.
2012 starteten sie eine umfangreiche Wiederveröffentlichungskampagne mit The Numero Group, die ihre Musik einer neuen Generation zugänglich machte. „Es ist ein tolles Gefühl, immer wieder zu hören, wie Leute unsere Musik erst jetzt entdecken und wie viel sie ihnen bedeutet“, sagte Schlagzeugerin Sara Lund. Die neu gewonnene Aufmerksamkeit weckte zwar Überlegungen zu einer Reunion, doch es kam nie dazu – zumindest nicht sofort.
Nach dem tragischen Tod von Bassist Vern Rumsey 2020 und der globalen Pause durch die Pandemie schien alles stillzustehen. Doch mit der Zeit wuchs der Wunsch, noch einmal zusammenzukommen, nur umso stärker.Im April 2022 fand das erste offizielle Probe statt. Jared Warren (ehemals Karp, später Melvinsund Big Business), einst Verns musikalischer Zögling, übernahm den Bass. Um den Klang zu vervollständigen und das „Dreier-Dilemma“ zu umgehen, stieß Scott Seckington (Nocturnal Habits, Two Ton Boa, Old Haunts) an Gitarre und Keyboards dazu. „Nochmal von vorne anzufangen, ist ein rebellischer Akt gegen unser Scheitern“, sagte Gitarrist Justin Trosper.
MELT DOWNERS
Melt Downers allumfassende Noise-Rock-Hyperbel ist angemessen, wenn man bedenkt, wie man mit den unzähligen Ungerechtigkeiten des heutigen Lebens umzugehen hat. Nach den beiden selbstproduzierten Alben LP Nummer 1 (s/t) und LP Nummer 2 (Alter the stunt) fordert LP Nummer III eine kontinuierliche Gegenwart, ein radikales Zuhören: Ein heftig eruptiver Sound + eine düster-komische Sichtweise in den Lyrics auf den kapitalistischen Lebensstil (The Corporate Identity) alias die Verlustangst des Patriarchats (Dye Out) und, wenn wir schon dabei sind, da die Welt wieder einmal den Bach hinuntergeht, schwimmen MD weiter gegen den Strom - den Mainstream, den Malestream (Gross White). Melt Downer rippen sich durch 8 Songs, klingen dabei kompromisslos wild und drängen ihre 3 Instrumente weit hinaus, auf einen herzergreifenden Trip zurück zum 80er-Punk, aber mit einem konstanten, wenn auch abrupten Schlag gegen den Hinterkopf, der Vergangenes loszulassen vermag. Melt Downer, bestehend aus Wolfgang Möstl, Mario Zangl (Mile Me Deaf, Killed by 9V Batteries) und Florian Giessauf (Picture Eyes) nahmen alle ihre Alben in DIY-Manier im S.T.R.E.S.S. Studio selbst auf. Das aktuelle Album wurde von Daniel Husayn, Bomb Factory gemastert. MD ließen Antony Fontanas Gehirnzellen glückselig schmelzen, zerstörten zahlreiche Festivals wie das The Great Escape, tourten durch Europa und füttern ihr Publikum mit einer anarchischen Versuchung, der es nicht widerstehen kann.