Gabriela Golder, Assaf Gruber, Kirtika Kain, Areez Katki, Francis Offman
Unsere Großmutter Mamanjoon sagte einmal, unser Vater sei eine ihrer Töchter …
Betrachten wir Söhne und Töchter als (nicht zwingend geschlechtsbezogene) Spielfiguren in einem patriarchal-kapitalistischen Brettspiel.
Die Figur des Sohnes spielt das narzisstische Individuum, das sich nimmt, was es will, davon herauspresst, was es benötigt, und den Rest wegwirft. Solche Söhne denken, sie seien frei von Bindungen. Während sie sich noch für ihr vergangenes Verhalten entschuldigen, sind sie bereits auf dem Weg, eine andere Person, ein anderes Volk, ein anderes Land auszubeuten … eine endlose Wiederholungsschleife.
Stellen wir uns die Figur der Tochter als eine vor, die sich ihrer Bindungen bewusst ist und sich darüber hinaus mit neuen Anliegen, neuen Personen, Mehr-als-Menschlichem verbindet. Solche Töchter geben mutig von sich selbst und sind bereit, für das Geliebte durch Kampf, Konflikt und Schmerz zu gehen. Sie erschaffen dabei etwas, das die Kleinheit ihrer Individualität übersteigt – Gemeinschaft (communion). Selbst wenn sie alleine sind, handelt es sich nicht um die Einsamkeit eines Cowboys: Ihre Individualität liegt in den Eigenheiten ihrer Beziehungen, der Art, wie sie sich verbinden und zu wem sie Bindungen eingehen – in Liebe, Schmerz, Konflikt.
In diesem Spiel wird die Tochter als Verlierer_in erscheinen. Aber schlussendlich werden es die Verlierer_innen sein, die dieses hoffnungslose Spiel beenden und eines hervorbringen, in dem gewinnen bedeutet, was der Dichter und Mystiker Rumi im dreizehnten Jahrhundert so formulierte: „Ich befinde mich in Gefangenschaft der Liebe, weshalb ich von beiden Welten frei bin.“
Kuratiert von Nina Tabassomi