#KUNST#AUSSTELLUNG

FORM OF THE SHADOWS

WANN:20.09.2024 - 17.11.2024
Montag: Geschlossen
Dienstag: 10:00-18:00
Mittwoch: 10:00-18:00
Donnerstag: 10:00-18:00
Freitag: 10:00-18:00
Samstag: 10:00-18:00
Sonntag: 10:00-18:00
Feiertag: 10:00-18:00
WO:Secession
WIE VIELKeine Angabe
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Der Schatten ist ein machtvolles Zeit-Bild, das ständigen Wandel verkörpert, denn seine Gestalt bleibt nie dieselbe. Der Schatten offenbart sein Wesen im doppelten Wirken des Lichts wie der Dinge, die es verdunkeln. Der Schatten ist die Veranschaulichung der Bewegung der Sonne, doch seine Formen bestimmt, was ihrem Licht den Weg versperrt. Die Performativität des Schattens liegt somit in seiner Reflexivität.

Hier bezieht der Schatten sich auf den unvollendeten Schatten, den der Kalte Krieg geworfen hat. Er erstreckt sich in unsere Zeit nach dem Kalten Krieg; sein Ende verbindet sich mit der Geschichte einer in einer vernachlässigten Umwelt – in einer Grenzregion, die Menschen nicht betreten dürfen – wiederhergestellten Natur. Eine Untersuchung dieser natürlichen Umgebung wird ein Schlaglicht auf bestimmte Dinge werfen, die das Licht verdunkeln, die besonderen Formen des Schattens heute beleuchten und zugleich die Möglichkeit eines zukünftigen neuen „Ökosystems“ ins Auge fassen.

Das Real DMZ Project (seit 2012) ist ein Versuch, über einige der Schatten zu reflektieren, die der Kalte Krieg hinterlassen hat. Es konzentriert sich auf die besondere geografische Region, die entmilitarisierte Zone (DMZ). Als eine der am stärksten bewaffneten Grenzen der Welt hat die DMZ die koreanische Halbinsel nicht nur in räumlicher, sondern auch in geistiger Hinsicht geteilt. Die DMZ als Pufferzone zwischen Nord- und Südkorea ist ein Land, das in sich selbst geschlossen ist. In ihr spiegeln sich die Schatten beider Seiten. Als psychologische Selbstverteidigung ist die DMZ eine Realität, die im Bewusstsein der Menschen auf der koreanischen Halbinsel absichtlich ausgelöscht werden kann. Aber sie verschwindet nie. Zu verschiedenen historischen Zeitpunkten und aufgrund unterschiedlicher politischer Erfordernisse kehrt sie zurück und wirft auch in der Zeit nach dem Kalten Krieg ihre Schatten voraus. Das Real DMZ Project hat sich zum Ziel gesetzt, die Dinge, die das Licht blockieren, ins Rampenlicht zu rücken und die besonderen Formen des Schattens der DMZ ans Licht zu bringen.

Unter dem nackten Tageslicht "...nur unter dem nackten Tageslicht stürzte die Wirklichkeit ein." (Chika Sagawa)

Die globale Pandemie war das nackte Licht, durch das unsere Realitäten zum Einsturz kamen. Wir lernen, dass wir stärker miteinander verbunden sind, als wir es uns vorgestellt haben. Die Pandemie warf ein Schlaglicht auf die Schatten unserer Zeit: Klimakrise, Armut, Ungleichheit, Finanzialisierung der natürlichen Ressourcen, Kriege und Grenzen. Wenn die Real DMZ ein Versuch war, die Formen des Schattens zu erfassen, den die DMZ erzeugt hat, möchten wir ein weiteres Kapitel vorschlagen, das über die spezifische geografische Grenze hinausgeht. Wie sehen wir die Formen des Schattens in unserer Zeit?

Das Land der Schatten ist überall. Von den Schlachtfeldern in der Ukraine bis zu Chinas Unterdrückung in Xinxiang, von den mexikanischen Grenzen bis zur karzeralen Stadt Palästina - Mobilitätshindernisse und -beschränkungen beeinträchtigen den Energiefluss. Wie können wir das nackte Tageslicht in das Land der Schatten bringen? Wie können wir die spezifischen Bereiche von Raum und Zeit, die durch unsere zeitgenössischen räumlichen Unzulänglichkeiten entstanden sind, neu konfigurieren? Dieses Projekt schlägt vor, dass das Auge des Künstlers die Rolle des nackten Tageslichts übernimmt, das das Sensible umverteilt, um den räumlichen Schwächen zu widerstehen. Indem wir zeigen, wie wir uns in der Welt, in der wir leben, fühlen, möchten wir eine Szenografie unserer beunruhigten Welt schaffen, die unseren Gefühlszustand erklärt. Diese Strategie soll eine Veränderung beim Publikum bewirken, das die vertrauten Empfindungen in den unbekannten Geschichten wiedererkennt. Es geht darum, unsere Körper zurückzufordern, die durch den Schatten unserer Zeit begrenzt wurden. Einige der künstlerischen Motive, die als Inspiration für dieses neue Kapitel dienten, sind die folgenden: sich bewegende Lichter in Haegue Yangs Blind-Serie, das reflektierte Licht in den Spiegeln in Sung Hwan Kims Filmen, Minok Lims Suchlicht in S.O.S oder die Art und Weise, wie Youngin Hong das Licht in ihren Stickereien einsetzt.

Durch die Auseinandersetzung mit Themen wie Klimakrise, Arbeitsmigration und Grenzen hat sich das Real DMZ Project stets zu etwas entwickelt, das über sich selbst hinausgeht. Im Jahr 2015 präsentierte das Real DMZ Project auf Einladung von Slought an der University of Pennsylvania. Im Jahr 2017 organisierten wir in Zusammenarbeit mit der dänischen Kunsthal Aarhus die Aarhus Edition. Im Jahr 2018 haben wir eine Ausstellung im New Art Exchange in Nottingham, Großbritannien, und 2022 im Kunstmuseum Wolfsburg, Deutschland, gezeigt. Im Jahr 2023 wird die Edition Ottawa in der SAW Gallery stattfinden. Jede Ausgabe wurde durch die neuen Aufträge in ihren lokalen Kontexten und Anliegen neu formuliert.

Sunjung Kim war Chefkuratorin und stellvertretende Leiterin (1993–2004) und Leiterin (2016–2017) des Art Sonje Center in Seoul, wo sie seit 2022 künstlerische Leiterin ist. Sie ist außerdem Vorsitzende von ICOM Republik Korea (2023–) und Mitglied des Vorstands der Asia-Pacific Alliance (ASPAC) des Internationalen Museumsrats ICOM. Sie war künstlerische Leiterin von ACC Archive & Research am Asia Art Culture Center (2014–2015) und Vorsitzende der Gwangju Biennale Foundation (2017–2021). Außerdem war sie künstlerische Leiterin des von ihr gegründeten REAL DMZ PROJECT, eines die Grenzen des Museums überschreitenden Kunst- und Forschungsprojekts, das 2011 ins Leben gerufen wurde, um die (un)sichtbaren Grenzen der demilitarisierten Zone in Korea mittels Kunst kritisch zu beleuchten und für die andauernde Teilung Koreas zu sensibilisieren. Am Art Sonje Center hat sie sie seit 2007 Ausstellungen mit Werken von Künstler*innen wie Martin Creed, Kim Beom, Haegue Yang, Lee Bul, Sung Hwan Kim und Abraham Cruzvillegas kuratiert. Außerdem war sie Kokuratorin von Heidi Buchers Ausstellung 2023.