Ein unscheinbares Geschäftsschild. Und doch ein Schlüsselobjekt der neuen Dauerausstellung im Wien Museum: ein exemplarisches Zeugnis der systematischen Entrechtung, Verfolgung und Auslöschung der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit. Die längst vergessene Geschäftsbeschriftung kam im Jahr 2018 bei Renovierungsarbeiten am Haus Favoritenstraße 60 zutage. Kurator Gerhard Milchram begab sich daraufhin auf archivalische Spurensuche. Er entdeckte eine beispielhafte Familiengeschichte und ein dramatisches Schicksal, das im Mittelpunkt des neuen Buches steht.
Seit 1906 hatte sich hier die Firma Adolf Grünsfeld, Gold- Silberwaren- und Uhren Verschleiß befunden. Der Gründer, Jahrgang 1870, stammte aus dem burgenländischen Lackenbach und hatte mit seiner Frau Serafine zwei Söhne: Der ältere, Gustav, starb an den Folgen einer Verwundung im Ersten Weltkrieg, der jüngere, Hans, übernahm nach dem Tod des Vaters 1930 das Geschäft. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde der Betrieb „arisiert“, Hans Grünsfeld gelang die Flucht nach Bolivien. Das Trauma nahm Grünsfeld mit ins Exil. Er sollte es nie überwinden.
(Pressetext)
Mit Autor Gerhard Milchram, Kurator am Wien Museum.