#THEATER

KAROLYS FORSCHUNGEN

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von Valentina Himmelbauer

​Im Herbst 2024 gelangt mit „Károlys Forschungen. Ein Stück burgenländischer Entgrenzung“ eine Produktion des Burgenländischen Landestheaters der Autor:innen zur Uraufführung, die sich mit dem deutsch-westungarischen Anthropologen Károly Gaál (1922-2007) auseinandersetzt.
Ausgehend von Gaáls Aufzeichnungen spürt Regisseurin und Autorin Katrin Hammerl als gebürtige Südburgenländerin seinen Begegnungen nach und entwirft dabei eine Collage dreier fiktiver, repräsentativer Situationen aus dem Leben und Forschen des Anthropologen.
Gaáls Gespräche mit Ernst und Anna, die auf dem Gutshof leben und noch nie Fragen über sich selbst beantwortet haben, gestalten sich schwierig, auch aufgrund divergierender Vorstellungen von Freiheit. Während sowohl der Forscher wie auch die Forschungssubjekte um ihre Expertenpositionen in Bezug auf das Gutshofleben ringen, gelingt ein intimer Blick auf das Selbstverständnis der Knechte und Mägde im Burgenland der 1960er-Jahre.


​Die auf die Begegnung folgende, abendliche Unterhaltung am Gutshof, wo die Vortragskunst von Musik, Märchen und den Ausgangspunkt des Theaterstücks bildet Gaáls wissenschaftliche Abfassung „Wer erbt das Jankerl? Über die Kommunikationskultur der Gutshofknechte im Burgenland“. In ihr reflektiert der Völkerkundler seine Erfahrungen auf burgenländischen Gutshöfen in den 1960er-Jahren und die Kommunikationspraktiken der dort lebenden Menschen.
​Károly Gaál war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Feldforschung zu verschiedenen Lebensgemeinschaften im Burgenland tätig gewesen. Dabei lebte er einige Monate mit Knechten und Mägden auf Gutshöfen in adeligem Besitz zusammen und zeichnete ein umfangreiches Bild ihrer Kommunikationskultur. Während Gaál zahlreiche ethnologische Arbeiten verfasste, sind vor allem seine Studien über das Liedleben ethnischer Minderheiten hervorzuheben, da diese für die Volksmusikforschung von immenser Bedeutung sind.