#THEATER

LARS EIDINGER, HANS-JÖRN BRANDENBURG - HAUSPOSTILLE VON BERTOLT BRECHT

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Die »Hauspostille« Bertolt Brechts ist Punk in seiner puren Essenz: Ein furios schreibender Brecht arbeitet sich in dieser Gedichtsammlung an den Rändern der Gesellschaft ab, er feiert die Verfluchten und säuft mit den Geächteten. Verführte, ertrunkene Mädchen in »seichten, braunversumpften Teichen«, Mordlust, Laster, Gier und rohe Gewalt, kurz alles Abgründige und Schmutzige, das die brave Elterngeneration verschämt hinter blütenweißen Gardinen versteckt, wird tabulos ans Licht gezerrt und die Scheinheiligkeit lustvoll entlarvt. Brechts dunkle Poesie weidet sich an der schaurigen Schönheit des Morbiden und war Vorbild für Ikonen der wohlig dunklen Popkultur wie Iggy Pop, Nick Cave oder Tim Burton.
Lars Eidinger, der bereits als Schauspieler ein Faible für all jene Figuren gezeigt hat, die etwas zu verbergen haben, knüpft mit dieser musikalischen Lesung nahtlos an seine Filmrolle als Bertolt Brecht in »Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm« an. Eidinger nimmt einen tiefen Atemzug vom wilden Brecht und bringt dessen Lyrik mit der musikalischen Begleitung von Hans-Jörn Brandenburg am Harmonium als radikal funkelndes Gesamtkunstwerk auf die Bühne.