Sprechoper mit Texten von Heimrad Bäcker mit Clara Frühstück & Patricia Aulitzky.
Heimrad Bäckers Nachschrift ist eine der radikalsten Auseinandersetzungen mit dem Holocaust in der Literatur. Das Werk stellt eine einzigartige sprachlich-literarische Verarbeitung der bürokratischen Verwaltung und Organisation der Vernichtung dar. In den anonymen Texturen, die von Bäcker in verdichtete Sprachmuster, Listen, Aufzählungen und Berichtsfragmente montiert werden, vermittelt sich der unbegreifliche Schrecken der Massenvernichtung. Gerade Bäckers bewusster Verzicht auf Erzählung und Figur macht die unheimliche Stärke seines Hauptwerks aus, das mit sprachlichen Mitteln die Unbegreiflichkeit und den Abgrund der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie zu vermitteln versucht.
In einer Dramatisierung von Bernd Liepold-Mosser wird Heimrad Bäckers literarisches Hauptwerk als Kooperation im Theater Nestroyhof Hamakom zur Aufführung gebracht.
Auf der Bühne von Aurel Lenfert stehen Schauspielerin Patricia Aulitzky und Pianistin Clara Frühstück. Die sprachlichen Muster von Bäcker werden zwischen nüchternem Protokoll und Anklage zu einer performativen Sprachoper, die Zeugnis von der „Inkommensurabilität“ (Theodor W. Adorno) der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie ablegen möchte, ohne jene „Kluft“ (Giorgio Agamben) zu überdecken, die ein Begreifen des Unbegreiflichen unmöglich macht.