Nikima Jagudajevs fortlaufendes Live-Projekt bedient sich eines Ausstellungsformats, das zugleich hybrider Produktionsraum, Residency-Raum und Schulhof ist – ein Umfeld, um sich auszuprobieren und zu performen. Jagudajevs prozessbasierte und kollaborative Praxis widmet sich den Formen des Sozialen – soziale Beziehungen als räumliche Verhältnisse, dazu die Frage, wie es gelingen kann, erfüllend und rücksichtsvoll zusammenzukommen. Jagudajev spricht von diesem Vorgehen als „Re-Schooling“, also einem erneuten Zur-Schule-Gehen, ebenso von Zusammentreffen und gemeinsamer Zuneigung. Eine Rekonstruktion dessen, was vielen von uns – den einen mehr als den anderen – im Kindesalter vorenthalten wurde: das Lachen, das die Gänge zwischen den Klassenzimmern erfüllt, dekorierte Schließfächer, Geheimnisse, die unter den Bänken weitergereicht werden. „Re-Schooling“ braucht dazu die Beteiligung vieler künstlerisch Aktiver, die sich mit ihrem leidenschaftlichsten Selbst begegnen, die Beziehungsfäden weben und starke Verbindungen mit sich selbst und anderen aufbauen.
Kuratiert von Marianne Dobner