Croy Nielsen freut sich, eine Einzelausstellung der in Tokio lebenden Künstlerin Reina Sugihara (geb. 1988, Tokio) zu präsentieren.
Reina Sugiharas rätselhafte Gemälde entstehen in einem von Intuition und Erinnerung geprägten Prozess. Oft bezieht sie sich auf lebende Organismen, geht aber von spezifischen Objekten aus, die eine persönliche Bedeutung haben, und verwandelt sie in malerische Experimente, indem sie durch Abstraktion, Schichtung und Auslöschung verändert. Für Room for Spring, ihre erste Einzelausstellung in der Galerie, dienten zwei Talismane als Ausgangspunkt für eine Erkundung von Perspektive und Wahrnehmungsambiguität. Unter Bezugnahme auf die optische Täuschung von Ebbinghaus - bei der ein Kreis je nach Größe der ihn umgebenden Form größer oder kleiner erscheint - reflektiert Sugihara darüber, dass die Wahrnehmung nicht starr, sondern kontingent ist und von Kontext und Umgebung beeinflusst wird.
Diese Idee setzt sich in Sugiharas malerischer Praxis fort: In ihrer Beschäftigung mit Formen und deren Auflösung werden Formen, Proportionen und räumliche Bezüge immer wieder neu verhandelt, so dass sie Wahrnehmung nicht als etwas Statisches, sondern als einen dynamischen Prozess begreift. Sugiharas texturierte, haptische Gemälde, die wie eingefrorene Erinnerungen von Körpern oder Objekten wirken, gewinnen durch die scheinbare perspektivische Verschiebung zwischen mikroskopisch und makroskopisch, innen und außen eine eigentümliche Leichtigkeit und Beweglichkeit, indem sie Gesso und zähflüssige Ölfarbe auf raue Juteleinwände auftragen. Direkt auf dem Boden entstanden, nähert sich Sugihara ihren Leinwänden situativ und entscheidet erst am Ende eines langen Malprozesses über ihre endgültige Ausrichtung.
In Room for Spring (alle Werke 2025) erinnern amorphe Formationen an biologische (Zell-)Strukturen oder kosmologische Phänomene, immer mit einem unverwechselbaren Schimmer, der sich scheinbar weigert zu trocknen. Sugihara versteht den Frühling nicht als ein Fest der Lebendigkeit, sondern als eine melancholische Wiederkehr und schafft in ihren Werken eine stille Spannung zwischen Erneuerung und Verfall. Ihre erdige, rostfarbene Farbpalette - die an Erde, Schlamm und oxidierte Mineralien erinnert - verankert den Blick in einer Bildwelt, die sowohl kosmisch als auch landschaftlich anmutet. In locker definierten Formen und diffusen Schichten spricht Sugihara vom langsamen Zyklus zwischen Erde und Himmel, in dem sich Erinnerung, Verlust und Transformation verflechten. Zwischen dem Ephemeren und dem Elementaren suggerieren ihre Werke eine Welt, in der jeder neue Anfang das Gewicht der Vergangenheit trägt.