Das Projekt „Sense of Touch – Gesten auf Archäologien des Ortes“ präsentiert die Arbeiten einer einmonatigen Residenz von Ava Binta Giallo und Verena Schneider in Gabès. Beide Künstlerinnen erforschten die Begegnung mit der Umgebung und untersuchten ihre Beziehung zu den lokalen Materialien – erkundet mit nährenden, zyklischen Gesten. Die Installation spiegelt diesen Prozess wider und zeigt sowohl den Dialog zwischen den beiden Künstlerinnen als auch ihre individuellen Praktiken im Kontext von Gabès und dem Musée des Arts et Traditions Populaires Sidi Boulbaba.
Ava Binta Giallo zeigt eine Installation aus sieben steinernen Gefäßen, gefüllt mit Wasser aus dem schwindenden Fluss der Oase von Gabès. Ihre Grundfläche entspricht der Größe der Steine unter ihnen und bildet eine potenzielle Erweiterung oder ein weiteres Wachstum. Rhythmisch angeordnet stehen sie im quadratischen Innenhof des Museums. Die Wassergefäße sind aus Gabès-Stein gefertigt, einem Material, das auch für das Gebäude verwendet wurde. Dafür arbeitete Giallo mit den Steinhandwerkern Oussama Farhat, Aymen Farhat und Naime Farhat zusammen, die das Familienunternehmen ihres Großvaters weiterführen. Die Installation ist ein neues Werk von Giallo und Teil ihrer Serie „temporary arrangements“. Die Interventionen dieser Serie bestehen aus künstlerischen Gesten zum Ort – den temporären Platzierungen und Konstellationen von Körpern. Im Kontext des Museums von Gabès verändert sie die Raumstruktur und lädt dazu ein, sich auf neue Weise und mit anderen Perspektiven in einem möglicherweise vertrauten Raum zu bewegen. Die Wasseroberfläche reflektiert das Gebäude, den Himmel, die Geschichten und das Werden, während sie Vögeln und anderen Bewohnern als Trinkquelle und Rastplatz dient.
Verena Schneider präsentiert eine Forschungsperformance, die sich durch einen taktilen und relationalen Dialog mit Wolle der Société des Tapis de Outhref, Sand, Stein sowie der räumlichen Komposition von Ava Binta Giallos Installation entfaltet. Die performative Arbeit zeichnet ihre Begegnung mit diesen Materialien, der Umgebung und der Arbeit nach. Es entsteht eine Resonanz zwischen Körpern, Gesten und Ort. Ihre choreografische Forschung untersucht den sinnlichen Körper, lädt zu Langsamkeit, Reibung und der Entfaltung des eigenen Atems ein. Übrig bleibt eine Videoinstallation, die diese flüchtigen Begegnungen einfängt, in denen der Körper selbst zum Material wird: spürend, reflektierend, mitschwingend.